Bei allen Texten handelt es sich um Texte von mir (manchmal in Anlehnung an die Texte anderer - dann ist dies gekennzeichnet). Sie dürfen gerne verwendet und auch verändert werden.

Als Ergänzung zum vorherrschenden männlichen Gottesbild, ist es mir wichtig von und mit Gott in unterschiedlichen und meist weiblichen Bildern zu sprechen. 

 

 

Segen über Brot und Wein

Würde der Same nicht in die Erde fallen und sterben...
                                  Würde das Wasser sich nicht verströmen...
Würde der junge Trieb die Erde nicht durchstoßen...
                                   Würde die Sonne sich nicht unentwegt verbrennen...
Würde die Bäuerin sich der Arbeit entziehen...
                                   Würde die Traube ihren Saft nicht fließen lassen...
Würde der Teig sich der Hitze des Ofens nicht aussetzen...
                                Würde der Saft die Gärung verweigern...

… wir hätten kein Brot.
            … wir hätten keinen Wein.

Gesegnet ist die Bereitschaft so Vieler,
sich den Kräften des Himmels und der Erde zu öffnen
und so Lebensnotwendiges hervor zu bringen.

Gesegnet ist das Brot, gesegnet ist der Wein,
gesegnet die göttliche Kraft in uns,
die durch Brot und Wein genährt wird.

Gesegnet ist unsere Gemeinschaft, in der wir
Brot und Wein und ein Stück Leben miteinander teilen.

                                   (nach einem Gebet von Susanne Schuster)

***

Segne mich Gott,

du, die du meine Sehnsucht weckst,
du, die du mir die Freiheit zutraust,
du, die du mir das Leben zumutest,
du, die du mich zum Tanzen verlockst,
du, die du mir manchmal so fehlst,
du, die du meine Ganzheit schon siehst,
du, die du um meine Angst und meine Kraft weißt,
du, die du jeden meiner Wege mitgehst.

Du, verheißungsvoll und erschreckend,
berührend, verwirrend und vertraut.

Du, grenzenlose Zärtlichkeit,
Du, Verheißung, die mich mutig werden lässt,
Du, ohnmächtig Liebende,
Du, Weisheit, die in mir wohnt.

Du, Gott, segnest mich!

***

Gott segne dich
auf deinem Weg durch diese Nacht.
Möge die Stille dich sanft einhüllen
und die Weisheit in Träumen zu dir sprechen.
Mögest du zur Ruhe kommen,
geborgen in der Dunkelheit.
Mögest du zärtlich wachgeküsst werden
vom Licht des neuen Tages.
Die göttliche Gegenwart
in dir und um dich
sei spürbar in dieser Nacht
und allezeit.

***

Mögest du Abschied nehmen von dem, was zu Ende gegangen ist,
was es loszulassen gilt, und geduldig heilen lassen, was verwundet ist.
Amen.

Mögest du liebevoll verzeihend auf das schauen, was misslungen ist,
wo du gescheitert bist, versagt hast und dich und andere verletzt.
Wo du deine Fähigkeiten nicht genutzt, deine Stärke verleugnet und deine Schönheit vergessen hast.
Amen.

Mögest du stolz und dankbar erkennen, was dir gelungen ist und was dir geschenkt wurde.
Amen.

Möge Gott an deiner Seite sein, wenn du die Schwelle ins neue Jahr überschreitest.
Möge sie zärtlich behüten und zum Blühen bringen, was sie in der Erde deines Lebens grundgelegt hat.
Möge ihr Segen dich einhüllen und begleiten alle Tage.

Mögest du Segen erfahren und Segen sein.

***

Gott segne und beschütze dich,
wenn du nun zurückkehrst in die Widersprüche deines Lebens.
Ihr liebevoller Blick begleite dich, auch wenn du versagst oder schuldig wirst.
Ihre Weisheit sei dir Ratgeberin, wenn die Gesetze unserer Welt
als Maßstab für deine Entscheidungen fragwürdig werden.
Ihre Kraft wirke in dir und um dich und durch dich.

***

Sei gesegnet mit der Kraft des Feuers,
mit seiner Macht zu verändern und zu verwandeln, zu erhellen und zu wärmen.
Mögest du hell und strahlend sein, kraftvoll und geist-erfüllt.
Mit der Kraft des Feuers hat Gott dich begabt.

Sei gesegnet mit der Lebendigkeit des Wassers,
mit seiner Fähigkeit zum Fließen zu bringen, was erstarrt ist,
und zum Leben zu bringen, was zu verdorren droht.
Mögen die Menschen bei dir finden Ruhe und Klarheit.
Mit der Kraft des Wassers hat Gott dich begabt.

Sei gesegnet mit der Leichtigkeit der Luft,
die weit werden lässt, was eng ist,
und leicht  macht, was bedrückt.
Möge deine Gegenwart Menschen aufatmen lassen und ihnen Gelassenheit geben.
Mit der Kraft der Luft hat Gott dich begabt.

Sei gesegnet mit der Festigkeit der Erde,
die dir Wurzeln schenkt und dich erinnert an den ewigen Kreislauf des Lebens.
Die dir hilft, einen Standpunkt zu haben und ein Zuhause.
Mögest du so Halt haben und Halt geben,
mögest du fruchtbar sein in vielfältiger Weise.
Mit der Kraft der Erde hat Gott dich begabt.

Die göttliche Kraft in dir
möge durch dein Wesen und Leben sichtbar werden.
Gott, die dich als ihr Ebenbild geschaffen hat,
sei dir nahe alle Tage deines Lebens.

***

Gott, du Kraft, die geschehen lässt,
die leben lässt, wachsen lässt und sterben lässt.
Du wirkst in mir, wenn ich es zulasse.

Wenn ich

loslasse
mich überlasse
mich heilen lasse
mich lieben lasse
mich werden lasse
mich wandeln lasse
mich sein lasse

Du segnest und lässt werden.

***

Gott, wir stehen vor dir,
Frauen, geschaffen nach deinem Ebenbild,
begabt mit deiner göttlichen Weisheit.

In dieser Zeit zwischen den Jahren sind wir hier,
staunend, zweifelnd, suchend, jubelnd, kämpfend, liebend.

Alle:
Alles, was wir in diesem Jahr gelebt und erlebt habt,
es ist gehalten in dir.
Alles, was wir losgelassen, verloren, aufgegeben haben,
es ist geborgen in dir.
Alles, was wir begonnen haben, was uns geschenkt wurde, was wir erreicht haben,
es ist begleitet von dir.

Sei du in uns die wagemutige Kraft der Hoffnung,
die uns leben lässt und aus der heraus wir eine Welt gestalten,
in der Gerechtigkeit Wirklichkeit wird,
in der Verschiedenheit sein darf,
in der Leben in Fülle für alle Menschen möglich ist.

Sei du bei uns, in uns, durch uns spürbar
alle Tage des Jahres.

Alle: Amen.

***

Die Verletzbarkeit alles Lebendigen spüren,
um die eigene Verwundbarkeit wissen,
die Bedrohtheit von Liebe nicht leugnen
- und doch:
dem Leben trauen.

Den Schmerz kennen,
die Angst nicht verdrängen,
dem Tod seinen Platz geben
- und doch:
das Leben feiern.

Nicht wissen, was noch kommt,
nur hoffen können, dass da jemand bleibt,
nur versuchen zu glauben, dass alles einen tragenden Grund hat
- und doch:
das Leben leben.

(Ostern 2007)

 

***

Gesegnet ist dein Kopf,
Raum deiner vernünftigen Gedanken und deiner verrückten Ideen.
Gesegnet sind deine Fähigkeiten, Zusammenhänge zu begreifen und
logisch zu denken, Kontrolle zu haben und schöpferisch zu sein.
Gesegnet ist dein Verstand und deine Phantasie.
Mögen sie auf ihre Weise dir helfen, die Welt und dich selbst zu begreifen,
kreativ zu sein und Spuren zu hinterlassen.

Gesegnet ist der Raum deines Herzens,
Ort deiner Gefühle, Verbindung mit den Menschen und Gott.
Gesegnet sind deine Sehnsüchte und Hoffnungen, die dir den Weg weisen,
die Trauer, die Teil deines Werdens ist.
Gesegnet ist deine Zärtlichkeit und Sensibilität,
deine Intuition, deine Liebe und deine Verletzbarkeit.
Mögen sie dich verbinden mit dem Leben um dich und in dir.
Mögest du diesen Raum öffnen und schützen können, wie es dir entspricht.

Gesegnet ist dein Becken,
Zentrum deiner vitalen Lebenskraft.
Gesegnet ist deine Kraft und deine Aggression,
deine Fruchtbarkeit in ihren vielen Formen,
deine Sexualität, deine Lebensfreude und deine Lust.
Mögest du diesen Kräften Raum geben, sie genießen,
mögen sie fließen.

Gesegnet sei die Verbindung deiner Kraftquellen,
sie ermöglicht dir Leben in vielfältiger Form.
Ihr Fließen verbindet Gegensätzliches zum Ganzen,
lässt dich werden zu der Frau, als die Gott dich geschaffen hat.

***